Johannes Anders
Musik - Journalist

"Vitus" das Wunderkind

Fredi M. Murers neuer Musikfilm

 

Vitus - Höhepunkte des zuerst gemächlich erzählenden, mit zunehmender Dauer immer spannender werdenden, zweistündigen Films über die dramatische Selbstfindung eines hochbegabten 12-jährigen ist sein triumphales Klavierkonzert mit dem Zürcher Kammerorchester unter Howard Griffiths in der Zürcher Tonhalle, aber auch das unbewilligte Fliegen mit einem Sportflugzeug über Zürich. Dazwischen liegen die spannenden Stationen des jungen Vitus, sich vom Förderungsdruck seiner Eltern zu befreien und die Arbeit mit seinen erstaunlichen Anlagen und Interessen selbst in die Hand zu nehmen, seien das nun das Weiterentwickeln seines Klavierspiels, der ungewöhnliche Sinn für Mathematik, Finanzen und Börsengeschäfte, aber auch sein Interesse am Fliegen, das man gleichzeitig auch als grosse Metapher für den ganzen Film begreifen kann. Eine überlebenswichtige Hilfe und der beste und verlässlichste Freund bei der Realisierung seines immer mehr Zu-sich-selbst-Findens ist sein Grossvater, hervorragend gespielt von Bruno Ganz. Regisseur Murer (65) verwirklicht mit der Geschichte eines jungen Menschen, der sich den gesellschaftlichen Konventionen und Erwartungen widersetzt, einen Film, den er schon immer einmal machen wollte und dem das Thema zugrunde liegt, wie das Potential eines Kindes ins Erwachsenalter gerettet werden kann. Murer sieht den Film nicht als unverbindliches Märchen, sondern eher "als realitätsnahes Zerr-Spiegelbild unserer Zeit" und Vitus als "eine Kunstfigur wie der Blechtrommler von Grass" (…), aber auch "als eine Art Mischwesen aus Kaspar Hauser, Mozart, Simplizissimus und Einstein".Vitus


Am 2. Februar 2006 kommt der Film in die Kinos. ja



Bilder: © Frenetic



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