Johannes Anders
Musik - Journalist

ADC-SONDERPREIS FÜR JAZZ FESTIVAL WILLISAU

Jazz-Pionier Niklaus Troxler wurde in Zürich geehrt

 

Der Sonderpreis des ART DIRECTORS CLUB SCHWEIZ (ADC), der exklusiven Vereinigung kreativer Werbefachleute der Schweiz  -  „Wie haben uns zum Ziel gesetzt, die Qualität der Werbung zu verbessern“  -  wurde am 18. Mai 2000 anlässlich der feierlichen Vernissage des ADC-Jahrbuchs 2000 dem Jazz Festival Willisau verliehen.

 Der ADC, der jährlich Preise in Gold, Silber und Bronce für die jeweils von einer Jury ausgewählten „Besten Arbeiten“ eines Jahres vergibt, institutionalisierte den Sonderpreis 1980. Interessant die bisherigen Preisträger; hier eine Auswahl: 1979:  Sprayer von Zürich, 1980: „Bazillis“/Beat Kennel, 1981: Radio 24, 1989: „DU“, 1992: Ausstellungsprogramm „Museum für Gestaltung“, 1993: Bahnhof Stadelhofen, 1994: Zeitschrift „Parkett“, 1996: Studio Maur/Sybille Kubli + Bruno Oberhänsli, 1997: Theater Neumarkt mit Leitungsteam Volker Hesse + Stephan Müller,   1998: Street Parade Zürich, Org.-Team mit Gründer Marek Krynski, 1999: Fotomuseum Winterthur, und 2000: Jazz Festival Willisau mit Gründer, Organisator und künstlerischem Leiter Niklaus Troxler.

 „JAZZ ‚N‘ MORE“ - Redaktor Johannes Anders wurde vom ADC gebeten, die Laudatio auf den Jazz-Festival-Willisau-Repräsentanten zu halten. Hier seine leicht gekürzte Ansprache:

Niklaus Troxler und Louis Moholo Meine sehr verehrten Damen und Herren,

bevor ich mich an die Aufgabe heranmachte, den diesjährigen Sonderpreisträger kurz und knapp zu würdigen, habe ich zuerst einmal versucht, mir einen aktuellen Überblick über sein Schaffen zu machen. Und da kam gleich der erste Schock, (was ich natürlich nicht negativ meine, im Gegenteil !): Ich erhielt Einblick in ein umfangreiches Dossier mit der Auflistung von nationalen und internationalen Plakat-, Grafik-, Poster- und Kultur- Auszeichnungen, ersten Preisen bei unzähligen Wettbewerben, der Teilnahme bei einer Vielzahl von Bienalen und Ausstellungen, einer langen Liste von Publikationen in Büchern, Magazinen, Fachblättern und Jahrbüchern, der Präsenz in den Sammlungen berühmter Museen wie dem MUSEUM OF MODERN ART in New York. Und nicht zuletzt erhielt unser Sonderpreisträger 22 Mal die Auszeichnung Schweizer Plakat des Jahres.  Und dann stiess ich auf das, was mich nach der Lektüre dieser unglaublich umfangreichen und beeindruckenden Zusammenstellung in Bezug auf meine heutige Aufgabe etwas tröstete: Auf die Preise, die speziell vom Art Directors Club Schweiz für seine grafischen Arbeiten ausgerichtet wurden. Hier war zu lesen, dass Troxler in den Jahren 1977 bis 1999 von Ihnen mit nicht weniger als 26 mal BRONCE,  17 mal SILBER und 2 mal GOLD  ausgezeichnet wurde. -  Grandios!!! Der phänomenale Grafiker, Plakatkünstler, Zeichner, Designer und Layouter Niklaus Troxler - seit 1998 zu allem dazu noch Professor für Kommunikationsdesign und Illustration   an der staatlichen Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart -, ist Ihnen also seit langem ein Begriff, was mir meine Aufgabe enorm erleichtert. Wichtig ist mir aber in diesem Zusammenhang, Ihnen seine neueste Publikation, das faszinierende Plakatbuch „Jazz Blvd“ aus dem Badener Lars-Müller-Verlag wärmstens ans Herz zu legen,  eine Art Superjahrzehnte-Jahrbuch von hoher Qualität, ein visuelles Vergnügen der Farben und Formen! Übrigens: der gebürtige Willisauer und Ehrenbürger von Willisau-Stadt hat inzwischen eine ebenfalls prominente Ehrenbürger-Kollegin bekommen: Bundesrätin Ruth Metzler.

Was aber wäre die Plakatkunst Troxlers ohne den Jazz,  -  womit wir beim Thema des heutigen Sonderpreises sind, den der Geehrte nicht für seine Grafik, sondern für einmal für sein ebenso so langes wie intensives Engagement für den Jazz erhält, -  speziell für sein Jazzfestival, das übrigens weltweit nicht minder renommiert ist wie sein grafisches Werk Es wird dieses Jahr zum 26. Mal stattfinden. Jazzfestivals gibt es inzwischen europaweit wie Sand am Meer. Damals war das noch nicht so. Das Besondere am Willisauer Festival und bei den Konzerten das Jahr hindurch war aber nicht nur, dass die Avantgarde einen hohen Stellenwert hatte, aber auch der zeitgenössische Modern Jazz und Mainstream zum Zuge kommen konnten und die berühmtesten Stars des aktuellen Jazz auftraten – Keith Jarrett zum Beispiel war in verschiedenen Besetzungen gleich dreimal in Willisau ; das Spezielle, Einzigartige war vor allem, dass das Publikum so viel Vertrauen in die Programmation hatte, dass es auch in Scharen nach Willisau strömte, wenn Knox, wie er liebevoll genannt wird, völlig unbekannte Musiker und Gruppen präsentierte.

 Inzwischen gibt es wie gesagt nicht nur jede Menge Festivals, auch in der Schweiz, sondern an den verschiedensten Orten auch eine Vielzahl von interessanten Konzerten. Man muss also nicht mehr, wie früher, unbedingt nach Willisau pilgern, um guten Jazz hören zu können. Klar deshalb, dass diese veränderten Bedingungen das Festival gefährden können. Wenn dann noch, wie letztes Jahr, der Hauptsponsor abspringt, ohne den ein derartiger Anlass trotz grossem Engagement des Organisators nicht lebensfähig ist, werden die Probleme noch grösser, auch wenn sich die Programmgestaltung weiterhin von üblichen derartigen Anlässen markant unterscheidet und die   spezielle Festivalatmosphäre nach wie vor sehr geschätzt wird. Es mussten kürzlich also nicht nur neue Sponsoren gesucht und gefunden werden; gefragt sind ganz generell auch neue Programmkonzepte und ein neues Zielpublikum. Troxler, dem das alles natürlich bewusst ist, ist glücklicherweise nicht kleinzukriegen: Er bleibt dran und stellt sich all diesen Herausforderungen. Nach dem Rückzug des bisherigen Hauptsponsors, der UBS, konnte er mit dem Unternehmen EPA und der Volkart-Stiftung neue kulturelle Helfer finden. Kürzlich wurde übrigens von Freunden unter dem Namen „Jazz Clan Willisau“ ein „Verein zur Förderung von Jazz in Willisau“ gegründet, dem jedermann und jedefrau beitreten können, (denen das Festival mehr wert ist, als der übliche Jahresbeitrag eines x-beliebigen Vereins). Und dass das Festival jetzt auch noch den diesjährigen Sonderpreis des Art Directors Club Schweiz zugesprochen erhält, bedeutet einen weiteren Zuspruch für den nach wie vor einzigartigen Anlass. Für diesen Entscheid möchte ich dem ADC gratulieren und mich als treuer Festivalbesucher und jahrzehntelanger Willisau-Fan auch persönlich ganz herzlich bei Ihnen bedanken ! Vor allem aber gratuliere ich Niklaus Troxler zu diesem Sonderpreis.

Johannes Anders   





© Fotos: Johannes Anders



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