Johannes Anders
Musik - Journalist

 Buch guldaFriedrich Gulda: Beethoven • Bach

Vienna Philharmonic • George Szell

(1 DVD & 1 CD, je 50 Min., Andante AN 2080 naïve / Musikvertrieb)


 



Friedrich Gulda in Hochform – live 1964 und 1966 in Wien !

 

Das bemerkenswerte Doppelalbum umfasst eine DVD und eine identische CD und präsentiert Live-Aufnahmen des Österreichischen Rundfunks von zwei Konzerten im berühmten Grossen Saal des Wiener Musikvereins.

 

Zu hören und zu sehen sind Beethovens 5. Klavierkonzert  in Es-Dur, op. 73, "Emperor", mit den Wiener Philharmonikern unter George Szell und Bachs Chromatische Fantasie und Fuge BWV 903. "Gulda verkörpert den Geist der Kreativität und des Abenteuers in der Musik. Als Künstler liess  er sich in keine Kategorie einordnen. Er führte sein Publikum und seine Freunde

an viele ungewöhnliche Orte – aber immer mit dem magischen Gefühl und zündenden Ideen für Lebendigkeit und neue Zugänge. Seine Begeisterung ist noch in uns und wird es immer mehr und für immer bleiben". Dieser Beurteilung des prominenten Jazzpianisten Chick Corea aus dem Jahre 2001, auch wenn sie eher den späteren, oft polarisierenden und provozierenden Gulda betreffen, kann man sich nur anschliessen. Coreas Statement ist natürlich nicht Theorie, sondern basiert auf persönlicher Erfahrung, nahm er doch in den 80er Jahren zusammen mit Gulda und dem Concertgebouw Orchestra unter Nikolaus Harnoncourt Mozarts Konzert für zwei Klaviere und Orchester (Nr.10, Es-dur, KV 365, auf Teldec) auf und konzertierte mit ihm auch des öfteren live. Vieles von dem, was den grossen und unkonventionellen Jahrhundertpianisten, hervorragenden Bach-, Mozart- und Beethovenspieler, Komponist, Sänger und begeisterten Jazzer auszeichnete, ist auch hier schon zu erleben: Impulsivität, eigenwillige Tempowahl, Phrasierung und Kadenzen, rhythmisches Feeling - alles geprägt von pianistisch markanter Brillanz und souveränem technischen Können. Auch wenn der Transfer von Schwarzweiss-Film auf Video bestmöglichst bewerkstelligt wurde, sieht man den Aufnahmen natürlich die Entstehungszeit an, was den Gesamteindruck aber nicht schmälert. ja

 

        


 

© JAZZ' N' MORE - Nr. 2/2005



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